Hand out.
Wittgenstein, Tractatus e Investigações Filosóficas
5.62
Diese
Bemerkung gibt den Schlüssel zur Entscheidung der Frage,
inwieweit der Solipsismus eine Wahrheit ist.
Was
der Solipsismus nämlich meint, ist ganz
richtig, nur lässt es sich nicht sagen, sondern es zeigt sich.
Dass
die Welt meine Welt ist, das zeigt sich darin,
dass die Grenzen der Sprache (der Sprache, die allein ich verstehe) die
Grenzen meiner Welt bedeuten.
5.64
Hier
sieht man, dass der Solipsismus, streng durchgeführt, mit dem reinen
Realismus zusammenfällt. Das Ich des
Solipsismus schrumpft zum ausdehnungslosen Punkt zusammen, und es bleibt
die ihm koordinierte Realität.
5.1361
Die
Ereignisse der Zukunft können wir nicht aus den gegenwärtigen erschließen.
Der
Glaube an den Kausalnexus ist der Aberglaube.
5.1362
Die
Willensfreiheit besteht darin, dass zukünftige Handlungen jetzt nicht gewusst werden können.
Nur dann könnten wir sie wissen, wenn die Kausalität eine innere
Notwendigkeit wäre, wie die des logischen Schlusses. - Der Zusammenhang von Wissen und Gewusstem ist der der
logischen Notwendigkeit.
(»A weiß, dass p der Fall ist« ist sinnlos, wenn p
eine Tautologie ist.)
Ph.U.
170. Wir wären ja nie auf den
Gedanken gekommen, wir fühlten den Einfluß der Buchstaben auf uns beim Lesen, wenn wir nicht den Fall der Buchstaben
mit dem beliebiger Striche verglichen hätten. Und hier merken wir allerdings
einen Unterschied. Und diesen Unterschied deuten wir als Einfluß, und Fehlen des
Einflusses.
Und
zwar sind wir zu dieser Deutung dann besonders geneigt, wenn wir absichtlich langsam lesen, - etwa um zu sehen, was denn
beim Lesen geschieht. Wenn wir uns sozusagen recht absichtlich
von den Buchstaben führen lassen. Aber dieses ›mich führen lassen‹ besteht wieder nur darin, daß ich mir die
Buchstaben gut anschaue, - etwa, gewisse andere Gedanken ausschalte.
Wir
bilden uns ein, wir nähmen durch ein Gefühl, quasi, einen verbindenden Mechanismus wahr zwischen
dem Wortbild und dem Laut, den wir sprechen. Denn wenn ich vom Erlebnis des Einflusses, der Verursachung, des Geführtwerdens rede, so soll das ja heißen, daß ich sozusagen die
Bewegung der Hebel fühle, die den Anblick der Buchstaben mit
dem Sprechen verbinden.
171. Ich hätte mein Erlebnis
beim Lesen eines Wortes auf verschiedene Weise treffend durch Worte ausdrücken können. So könnte ich sagen, daß das Geschriebene mir
die Laute eingebe. - Aber auch dies, daß Buchstabe und Laut beim Lesen eine
Einheit bilden - gleichsam eine Legierung. (Eine
ähnliche
Verschmelzung gibt es z.B. zwischen den Gesichtern berühmter Männer und dem Klang
ihrer Namen. Es kommt uns vor, dieser Name sei der einzig richtige Ausdruck für dieses Gesicht.) Wenn ich diese Einheit fühle, könnte ich sagen: ich sehe, oder
höre den Laut in dem geschriebenen Wort. -
Aber
jetzt lies einmal ein paar Sätze im Druck, so wie du's gewöhnlich tust, wenn du
nicht an den Begriff des Lesens denkst; und frage dich, ob du beim Lesen solche
Erlebnisse der Einheit, des Einflusses, etc. gehabt hast. - Sag nicht, du
habest sie unbewußt gehabt! Auch lassen wir uns nicht
durch das Bild verleiten, ›beim nähern Hinsehen‹ zeigten sich diese
Erscheinungen! Wenn ich beschreiben soll, wie ein
Gegenstand aus der Ferne ausschaut, so wird diese Beschreibung nicht genauer
dadurch, daß ich sage, was bei näherem Hinsehen an ihm zu bemerken ist.
172. Denken wir an das
Erlebnis des Geführtwerdens! Fragen wir uns: Worin
besteht dieses Erlebnis, wenn wir z.B. einen Weg geführt würden? - Stelle dir
diese Fälle vor: Du bist
auf einem Spielplatz, etwa mit verbundenen Augen, und wirst von jemandem
an der Hand geleitet, bald links, bald rechts;
du mußt immer des Zuges seiner Hand gewärtig sein, auch
achtgeben, daß du bei einem unerwarteten Zug nicht
stolperst.
Oder
aber: du wirst von jemandem an der Hand mit Gewalt geführt,
wohin du nicht willst.
Oder:
du wirst im Tanz von einem Partner geführt; du machst dich so rezeptiv wie möglich, um seine Absicht zu
erraten und dem leisesten Drucke zu folgen.
Oder: jemand führt dich einen Spazierweg; ihr
geht im Gespräch; wo immer er geht, gehst du
auch.
Oder:
du gehst einen Feldweg entlang, läßt dich von ihm führen.
Alle diese Situationen sind einander ähnlich; aber was ist allen den Erlebnissen gemeinsam?
173. »Aber Geführtwerden ist doch
ein bestimmtes Erlebnis!« - Die Antwort darauf ist: Du denkst
jetzt an ein bestimmtes Erlebnis des Geführtwerdens.
Wenn
ich mir das Erlebnis desjenigen vergegenwärtigen will, der in einem der früheren Beispiele durch
den gedruckten Text und die Tabelle beim Schreiben geführt wird, so stelle
ich mir das ›gewissenhafte‹ Nachsehen, etc.,
vor. Ich nehme dabei sogar einen bestimmten Gesichtsausdruck an (den z.B. eines
gewissenharten Buchhalters). An diesem Bild ist z.B. die Sorgfalt sehr wesentlich;
an einem andern wieder das Ausschalten jedes eigenen Willens. (Denke dir aber,
daß
jemand Dinge, die der gewöhnliche Mensch mit den Zeichen der
Unachtsamkeit tut, mit dem Ausdruck - und warum nicht mit den Empfindungen? -
der Sorgfalt begleitet. - Ist er nun sorgfältig? Stell dir etwa
vor, der Diener lasse das Teebrett mit allem was darauf ist, mit den äußeren Zeichen der
Sorgfalt, zu Boden fallen.) Vergegenwärtige ich mir so ein bestimmtes
Erlebnis, so erscheint es mir als das Erlebnis des Geführtwerdens (oder
Lesens). Nun aber frage ich mich: Was tust du? - Du schaust auf jedes Zeichen,
du machst dieses Gesicht dazu, du schreibst die Buchstaben mit Bedacht
(u.dergl.). - Das ist also das Erlebnis des Geführtwerdens? - Da möchte ich sagen: »Nein, das ist es
nicht: es ist etwas Innerlicheres, Wesentlicheres.« - Es ist, als ob
zuerst all diese mehr oder weniger unwesentlichen Vorgänge in eine bestimmte
Atmosphäre gekleidet wären, die sich nun
verflüchtigt, wenn ich genau hinschaue.
174. Frage dich, wie du ›mit Bedacht‹ eine Strecke parallel zu einer
gegebenen Strecke ziehst, - ein andermal mit Bedacht in einem Winkel zu ihr.
Was ist das Erlebnis des Bedachts? Da fällt dir gleich eine bestimmte Miene,
eine Gebärde ein, - und dann möchtest du sagen: »und es ist eben ein
bestimmtes inneres Erlebnis«. (Womit du natürlich garnichts mehr
gesagt hast.)
(Es
ist da ein Zusammenhang mit der Frage nach dem Wesen der Absicht, des Willens.)
175. Mach einen beliebigen Fahrer auf dem
Papier. - Und nun zeichne ihn daneben nach, laß dich von ihm führen. - Ich möchte sagen: »Gewiß! ich habe mich jetzt
führen
lassen. Aber was dabei Charakteristisches geschehen ist? - Wenn ich sage, was
geschehen ist, so kommt es mir nicht mehr charakteristisch vor.«
Aber
nun merke dies: Während ich mich führen lasse, ist alles ganz
einfach, ich merke nichts besonderes; aber danach, wenn ich mich frage, was
damals geschehen ist, so scheint es etwas Unbeschreibbares gewesen zu sein. Danach genügt mir keine
Beschreibung. Ich kann, sozusagen, nicht glauben, daß ich bloß hingeschaut, dieses
Gesicht gemacht, den Strich gezogen habe. - Aber erinnere ich mich denn an
etwas anderes? Nein; und doch kommt mir vor, als müsse etwas anderes gewesen sein; und zwar dann, wenn ich mir
dabei das Wort »führen«, »Einfluß« und derlei, vorsage. »Denn ich bin doch geführt worden«, sage ich mir. - Dann erst tritt die Idee jenes ätherischen, ungreifbaren Einflusses auf.
176. Ich habe, wenn ich nachträglich an das Erlebnis denke, das Gefühl, daß das Wesentliche an ihm ein ›Erlebnis
eines Einflusses‹, einer Verbindung, ist - im Gegensatz zu irgendeiner bloßen Gleichzeitigkeit von Phänomenen: Zugleich aber möchte ich kein erlebtes Phänomen »Erlebnis des Einflusses« nennen. (Hier liegt die Idee: der Wille ist keine
Erscheinung.) Ich möchte sagen, ich hätte das ›Weil‹ erlebt; und doch will ich
keine Erscheinung »Erlebnis des Weil« nennen.
177. Ich möchte sagen: »Ich erlebe das Weil«. Aber nicht, weil
ich mich an dieses Erlebnis erinnere; sondern, weil ich beim Nachdenken darüber, was ich in so einem Fall
erlebe, dies durch das Medium des Begriffes ›weil‹ (oder ›Einfluß‹, oder ›Ursache‹, oder ›Verbindung‹) anschaue.
- Denn es ist
freilich richtig, zu sagen, ich habe diese Linie unter dem Einfluß der Vorlage gezogen:
dies liegt aber nicht einfach in dem, was ich beim Ziehen der Linie empfinde -
sondern, unter Umständen, z.B. darin, daß ich sie zu der
andern parallel ziehe; obwohl auch das wieder für das Geführtwerden nicht
allgemein wesentlich ist. -
178. Wir sagen auch: »Du siehst ja, daß ich mich von ihr führen lasse« - und was sieht der,
der das sieht?
Wenn
ich zu mir selbst sage: »Ich werde doch geführt« - so mache ich etwa
eine Handbewegung dazu, die das Führen ausdrückt. - Mach eine
solche Handbewegung, gleichsam als leitetest du jemand entlang, und frage dich
dann, worin das Führende dieser Bewegung besteht. Denn du hast hier ja niemand geführt. Und doch möchtest du die Bewegung eine ›führende‹ nennen. Also war in dieser
Bewegung, und Empfindung, nicht das Wesen des Führens enthalten und doch drängte es dich, diese Bezeichnung zu gebrauchen. Es ist eben
eine Erscheinungsform des Führens, die uns diesen Ausdruck
aufdrängt.
197. »Es ist, als könnten wir die ganze
Verwendung des Wortes mit einem Schlag erfassen.«
- Wir sagen ja, daß wir es tun. D.h., wir beschreiben ja
manchmal, was wir tun, mit diesen Worten. Aber es ist an dem, was geschieht,
nichts Erstaunliches, nichts Seltsames. Seltsam wird
es, wenn wir dazu geführt werden, zu denken, daß die künftige Entwicklung auf
irgendeine Weise schon im Akt des Erfassens gegenwärtig sein muß und doch nicht gegenwärtig ist. - Denn wir sagen, es sei kein Zweifel, daß wir dies Wort verstehen, und anderseits liegt seine Bedeutung
in seiner Verwendung.
Es ist kein Zweifel, daß ich jetzt Schach spielen will; aber das
Schachspiel ist dies Spiel durch alle seine Regeln (usf.). Weiß ich also nicht, was
ich spielen wollte, ehe ich gespielt habe? oder aber, sind alle Regeln in meinem Akt der Intention enthalten? Ist es nun
Erfahrung, die mich lehrt, daß auf diesen Akt der Intention für gewöhnlich diese Art des
Spielens folgt? Kann ich also doch nicht sicher sein, was ich zu tun
beabsichtigte? Und wenn dies Unsinn ist, - welcherlei überstarre Verbindung
besteht zwischen dem Akt der Absicht und dem Beabsichtigten? - Wo ist die
Verbindung gemacht zwischen dem Sinn der Worte »Spielen wir eine
Partie Schach!« und allen Regeln des Spiels? - Nun, im
Regelverzeichnis des Spiels, im Schachunterricht, in
der täglichen Praxis des Spielens.
490. Wie weiß ich, daß dieser Gedankengang
mich zu dieser Handlung geführt hat? - Nun, es ist ein bestimmtes
Bild: z.B., in einer experimentellen Untersuchung durch eine Rechnung zu einem
weitern Experiment geführt werden. Es sieht so aus - und nun könnte ich ein Beispiel
beschreiben.
438. »Der Plan ist als Plan etwas
Unbefriedigtes.« (Wie der Wunsch, die
Erwartung, die Vermutung, usf.)
Und hier meine ich: die Erwartung ist unbefriedigt, weil sie
die Erwartung von etwas ist; der Glaube, die Meinung, unbefriedigt, weil sie
die Meinung ist, daß etwas der Fall ist, etwas
Wirkliches, etwas außerhalb dem Vorgang des
Meinens.
439. Inwiefern kann man den Wunsch, die
Erwartung, den Glauben, etc. »unbefriedigt« nennen? Was ist
unser Urbild der Unbefriedigung? Ist es ein Hohlraum? Und würde man von einem
solchen sagen, er sei unbefriedigt? Wäre das nicht auch eine Metapher? - Ist
es nicht ein Gefühl, was wir Unbefriedigung nennen, -
etwa den Hunger?
Wir
können
in einem bestimmten System des Ausdrucks einen Gegenstand mittels der Worte »befriedigt« und »unbefriedigt« beschreiben. Wenn
wir z.B. festsetzen, den Hohlzylinder einen »unbefriedigten
Zylinder« zu nennen, und den ihn ergänzenden Vollzylinder »seine Befriedigung«.
442. Ich sehe, wie Einer das
Gewehr anlegt, und sage: »Ich erwarte mir einen Knall.« Der Schuß fällt. - Wie, das hast du dir erwartet; war also dieser Knall
irgendwie schon in deiner Erwartung? Oder stimmt deine Erwartung nur in anderer
Hinsicht mit dem Eingetretenen überein; war dieser Lärm nicht in deiner Erwartung enthalten und kam nur als
Accidens hinzu, als die Erwartung erfüllt wurde? - Aber nein, wenn
der Lärm nicht eingetreten wäre, so wäre meine Erwartung nicht erfüllt worden; der Lärm hat sie erfüllt; er trat nicht zur Erfüllung hinzu, wie ein zweiter Gast zu dem einen, den ich
erwartet hatte. - War das am Ereignis, was nicht auch in der Erwartung war, ein
Accidens, eine
Beigabe der Schickung? - Aber was war denn dann nicht
Beigabe? Kam denn irgend etwas von diesem Schuß schon in meiner
Erwartung vor? - Und was war denn Beigabe, - denn hatte ich mir nicht den
ganzen Schuß erwartet?
»Der Knall war nicht so laut, als ich ihn
erwartet hatte.« - »Hat es also in deiner
Erwartung lauter geknallt?«
452. Ich will sagen: »Wenn Einer die Erwartung, den geistigen Vorgang, sehen könnte, müßte er sehen, was erwartet
wird.« - Aber so ist es ja auch: Wer
den Ausdruck der Erwartung sieht, sieht, was erwartet wird. Und wie könnte man es auf andere Weise, in anderem Sinne, sehen?
453. Wer mein Erwarten wahrnähme, müßte unmittelbar wahrnehmen, was
erwartet wird. D.h.: nicht aus dem wahrgenommenen Vorgang darauf schließen! - Aber zu sagen, Einer nehme die Erwartung wahr, hat
keinen Sinn. Es sei denn etwa den: er nehme den Ausdruck der Erwartung wahr.
Vom Erwartenden zu sagen, er nähme die Erwartung wahr, statt,
er erwarte, wäre blödsinnige Verdrehung des Ausdrucks.
Wenn man nun fragt: Ist also die Tatsache durch die Erwartung
auf ja und nein bestimmt oder nicht, - d.h., ist es bestimmt, in welchem Sinne
die Erwartung durch ein Ereignis - welches immer eintreffen mag - beantwortet
werden wird; so muß man antworten »Ja; es sei denn, daß der Ausdruck der Erwartung
unbestimmt ist, daß er etwa eine Disjunktion
verschiedener Möglichkeiten enthält.«
503. Wenn ich jemandem einen Befehl gebe, so ist es mir ganz genug, ihm Zeichen zu
geben. Und ich würde nie sagen: Das sind ja nur Worte,
und ich muß hinter die Worte dringen. Ebenso, wenn
ich jemand etwas gefragt hätte, und er gibt mir eine Antwort (also
ein Zeichen), bin ich zufrieden - das war es, was ich erwartete - und wende
nicht ein: Das ist ja eine bloße Antwort.
574. Ein Satz, und daher in anderm Sinne
ein Gedanke, kann der ›Ausdruck‹ des Glaubens,
Hoffens, Erwartens, etc., sein. Aber Glauben ist nicht Denken. (Eine
grammatische Bemerkung.) Die Begriffe des Glaubens, Erwartens, Hoffens, sind
einander weniger artfremd, als sie dem Begriff des Denkens sind.
576. Ich schaue auf die brennende Lunte, folge mit höchster Spannung dem Fortschreiten des Brandes und wie er sich
dem Explosivstoff nähert. Ich denke vielleicht überhaupt nichts, oder
eine Menge abgerissener Gedanken. Das ist gewiß ein Fall des
Erwartens.
577. Wir sagen »Ich erwarte ihn«, wenn wir glauben, er werde
kommen, sein Kommen uns aber nicht beschäftigt. (»Ich erwarte ihn« hieße hier »Ich wäre erstaunt, wenn er nicht käme« - und das wird man nicht die Beschreibung
eines Seelenzustands nennen.) Wir sagen aber auch »Ich erwarte ihn«, wenn dies heißen soll: Ich harre auf ihn. Wir könnten uns eine
Sprache denken, die in diesen Fällen konsequent verschiedene Verben benützt. Und ebenso mehr
als ein Verbum dort, wo wir von ›glauben‹, ›hoffen‹, usw. reden. Die Begriffe dieser
Sprache wären für ein Verständnis der Psychologie
vielleicht geeigneter als die Begriffe unsrer Sprache.
581. Eine Erwartung ist in einer
Situation eingebettet, aus der sie entspringt. Die Erwartung einer Explosion
kann z.B. aus einer Situation entspringen, in der eine Explosion zu erwarten
ist.
582. Wenn Einer, statt zu sagen »Ich erwarte jeden
Moment die Explosion«, flüstert: »Es wird gleich
losgehen«, so beschreiben doch seine Worte keine
Empfindung; obgleich sie und ihr Ton eine Äußerung seiner
Empfindung sein können.
583. »Aber du sprichst ja, als erwartete,
hoffte, ich nicht eigentlich jetzt - da ich zu hoffen glaube. Als wäre, was jetzt
geschieht, ohne tiefe Bedeutung.« - Was heißt es: »Was jetzt geschieht, hat
Bedeutung« oder »hat tiefe Bedeutung«? Was ist eine tiefe
Empfindung? Könnte Einer eine Sekunde lang
innige Liebe oder Hoffnung empfinden, - was immer dieser Sekunde voranging oder
ihr folgt? - Was jetzt geschieht, hat Bedeutung - in dieser Umgebung. Die
Umgebung gibt ihm die Wichtigkeit. Und das Wort »hoffen« bezieht sich auf ein
Phänomen
des menschlichen Lebens. (Ein lächelnder Mund lächelt nur in einem
menschlichen Gesicht.)
586. »Ich habe gehört, er wird kommen;
ich erwarte ihn schon den ganzen Tag.« Dies ist ein Bericht darüber, wie ich den Tag
verbracht habe. - Ich komme in einem Gespräch zum Ergebnis, daß ein bestimmtes
Ereignis zu erwarten sei, und ziehe diesen Schluß mit den Worten: »Ich muß also jetzt sein
Kommen erwarten.« Das kann man den ersten Gedanken, den
ersten Akt, dieser Erwartung nennen. - Den Ausruf »Ich erwarte ihn sehnsüchtig!« kann man einen Akt
des Erwartens nennen. Ich kann aber dieselben Worte als das Resultat einer
Selbstbeobachtung aussprechen, und sie hießen dann etwa: »Also nach allem, was
vorgegangen ist, erwarte ich ihn dennoch mit Sehnsucht.« Es
kommt darauf an: Wie ist es zu diesen Worten gekommen?
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